Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt

6. Lastannahmen

6.1 Ständige Einwirkungen

Die charakteristischen Werte der Eigenlasten des Tragwerks und von nichttragenden Teilen des Bauwerks sind aus den Wichten oder Flächenlasten der Baustoffe nach DIN EN 1991-1 zu ermitteln. Bezüglich der charakteristischen Werte der Eigenlasten der Seile ist DIN EN 1993-1-11, Tabelle 2.2 und DIN EN 12385-10 zu beachten. Bezüglich der charakteristischen Werte der Eigenlasten der Ketten ist DIN 818-3, Tabelle B.1 oder DIN 14330 Tabelle 1 zu beachten.

6.2 Veränderliche Einwirkungen

6.2.1 Strömung

Der durch die Strömung auf eine im rechten Winkel getroffene, ruhende Fläche erzeugte charakteristische Wert des Strömungsdrucks beträgt:

Formel 6.2.1 Strömungsdruck

(1)

mit

ρDichte von Süßwasser (ρ = 1,0·103 kg/m³)
vgrößte Strömungsgeschwindigkeit

Die größte Strömungsgeschwindigkeit ist durch das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt festzulegen. Für einen quer angeströmten quaderförmigen Schwimmkörper, der scharfkantig ist oder eine seitliche Kimm hat, ist der charakteristische Wert des Querwiderstandes WP,k mit (2) zu berechnen:

Formel 6.2.1 Querwiderstand

(2)

mit

Alatangeströmte Lateralfläche des Schwimmkörpers in aufrechter Ruhelage. Horizontale Projektion der eingetauchten seitlichen Bugfläche des Fährgefäßes. Die Lateralfläche ist der Stabilitätsberechnung zu entnehmen. Bei Schräganströmung (β ≤ 90°) bleibt die einzusetzende Lateralfläche unverändert.
pkcharakteristischer Wert des Strömungsdrucks
cWqQuerwiderstandsbeiwert nach Anlage B
fKorrekturfaktor zur Berücksichtigung der Anströmrichtung nach Abbildung 6.1. Die Einschränkung auf L/B ~ 3,5 ist zu beachten.

 Gleichung (2) ist innerhalb folgender oberer und unterer Grenzen anwendbar:

1,0 ≤ L/B ≤ 6,0

3,5 ≤ B/T0 ≤ 10,0

0,81 ≤ ρ ≤ 1,0

2,0 ≤ L/V1/3 ≤ 6,2

0,004 ≤ V/L3 ≤ 0,122

mit

LLänge des Schwimmkörpers in der Wasserlinie bei Ruhelage
BBreite des Schwimmkörpers in der Wasserlinie bei Ruhelage
T0Tiefgang des Schwimmkörpers in der Wasserlinie bei Ruhelage
ρDichte von Süßwasser (ρ = 1,0·103 kg/m³)
VWasserverdrängung des Schwimmkörpers bei Ruhelage

Abbildung 6.1 Korrekturfaktor

Abbildung 6.1: : Korrekturfaktor f

Der ermittelte Querwiderstand ist als stromparallele horizontale Kraftkomponente auf das Gierseil anzusetzen.

Formel 6.2.1 Querwiderstand

(3)

6.2.2   Windlasten auf Fähre und Verkehrsband

Für die Ermittlung der Einwirkungen aus Wind auf Fähre und Verkehrsband sind die in Abbildung 6.2 strichpunktiert angegebenen Begrenzungen des Verkehrsbandes zu berücksichtigen.

Abbildung 6.2 Verkehrsband

Abbildung 6.2: Verkehrsband

Fahrgefäß

lLänge über alles
bBreite über alles
HSeitenhöhe
t1Abstand OK Fahrbahnbelag bis Fährgefäßboden
T0größter Tiefgang ab Wasserlinie
LLänge in der Wasserlinie bei größter Eintauchung
BBreite in der Wasserlinie bei größter Eintauchung

Verkehrsband für Fahrzeuge

l1Länge des Verkehrsbandes
b1Breite des Verkehrsbandes (b1 = 2,5 m für eine Fahrzeugbreite)
h1Höhe des Verkehrsbandes über OK Fahrbahn (h1 = 2,0 m)

Verkehrsband für Fahrzeuge

l2Länge des Verkehrsbandes vor und hinter dem Fahrzeugband
b2Breite des Verkehrsbandes beiderseits des Fahrzeugbandes
h2Höhe des Verkehrsbandes über OK Fahrbahn bzw. Gehbelag (h2 = 1,8 m)

Der durch Wind auf eine im rechten Winkel getroffene, ruhende Fläche erzeugte charakteristische Wert des Winddrucks beträgt:

Formel 6.2.2 Charakteristischer Wert des Winddrucks

(4)

mit

caerodynamischer Druckbeiwert (c = 1,2)
qStaudruck (q = 0,5 kN/m²)

In den Einwirkungskombinationen 1 und 2 darf mit einem reduzierten Staudruck von q = 0,2 kN/m² gerechnet werden, wenn sichergestellt ist, dass die Fähre nur bis zu einer Windstärke von 8 Beaufort (zur Orientierung: 64 km/h bis 74 km/h) betrieben wird.

Die stromparallelen Windkraftkomponenten, die die Hochseilanlage belasten, ergeben sich in Abhängigkeit vom Anstellwinkel ß zu:

Formel 6.2.2 Stromparallele Windkraftkomponente

Formel 6.2.2 Stromparallele Windkraftkomponente

Formel 6.2.2 Stromparallele Windkraftkomponente

(5)

6.2.3   Windlasten auf Tragwerke und Seile

Bei der Ermittlung der Windlasten ist der Einfluss der vergrößerten Angriffsfläche infolge Eisansatz nach Abschnitt 6.2.5 zu berücksichtigen. Die Windlast ist in der für den Tragfähigkeitsnachweis ungünstigsten Angriffsrichtung anzusetzen. Soweit keine genaue Ermittlung der Einwirkungen aus Wind nach DIN EN 1991-1-4 + NA und DIN EN 1993-3-1 erfolgt, dürfen vereinfachend die nachfolgend aufgeführten Windlasten angesetzt werden:

Formel 6.2.3 Windlast

(6)

mit

caerodynamischer Druckbeiwert (c = 1,2)
qStaudruck (q = 1,1 kN/m²)

In den Einwirkungskombinationen 1 und 2 darf mit einem reduzierten Staudruck von q = 0,2 kN/m² gerechnet werden, wenn sichergestellt ist, dass die Fähre nur bis zu einer Windstärke von 8 Beaufort (zur Orientierung: 64 km/h bis 74 km/h) betrieben wird.

6.2.4   Temperatureinwirkungen

Als klimabedingte Temperatureinwirkungen, die durch die Änderung der Lufttemperatur der Umgebung und der Sonneneinstrahlung hervorgerufen werden, sind die folgenden Temperaturen als gleichmäßige Temperaturänderung gegenüber einer Aufstelltemperatur von 10 °C anzusetzen:

höchste Temperatur:
+ 40 °C

tiefste Temperatur bei Betrieb:
− 15 °C

tiefste Temperatur außer Betrieb:
− 25 °C

Temperatureinwirkungen infolge betriebsbedingter Nutzung sind mit den vorgenannten Regelungen nicht abgedeckt.

6.2.5   Eislasten

Die charakteristischen Werte der Eislasten auf Tragwerk und Seile sind aus DIN EN 1991-1-3 zu ermitteln.

6.3      Außergewöhnliche Einwirkungen

Die Untersuchungskommission kann die Berücksichtigung außergewöhnlicher Einwirkungen fordern.

Stand: 07. Oktober 2018